Sensorperformance

Die SENSORPERFORMANCE ist ein multimediales Projekt, in dem ich meine bildnerische und musikalische Arbeit zusammenfüge.
Beide Entwicklungslinien waren und sind in meiner künstlerischen Entwicklung schwer zu trennen, befruchten sich gegenseitig und bedingen einander. Grundprinzip meiner Arbeit ist die Übereinanderlagerung verschiedener Ebenen durch die Kombination unterschiedlicher technischer Möglichkeiten. Dabei entstehen sinnvolle und eigenständige Verbindungen.
Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Programmierer und Elektroniker Per Salzwedel, der für die technische Umsetzung (Entwicklung der Hard -und Software) verantwortlich ist.
Bei der SENSORPERFORMANCE transformiere ich Linien in Klänge bzw. Klänge in Linien. Zunächst benutzten wir dafür einen Ultraschallsensor, der die räumliche Position der Malhand erfaßte. Die gewonnenen Daten wurden von einer speziell dafür geschriebenen Software in Midi -Sprache umgewandelt und dann von einem Klangerzeuger hörbar gemacht. Später entwickelten wir einen Drucksensor, der an den verschiedenen Malwerkzeugen angebracht werden kann und Midi-Daten erzeugt. Die Notenhöhen werden durch verschiedene Filter geschickt, so daß man z.B. Dur -Folgen, kombiniert mit Dur -oder Moll -Akkorden "malen" kann.
Ich verwende verschiedene Klangfarben von Sprachsamples über Pianosounds bis hin zu synthetischen Klängen, die ich bei der Performance individuell kombinieren kann. So entsteht mit dem Malprozeß eine offene Klangkomposition.

Diese Arbeitsweise ermöglicht es mir, Themenschwerpunkte konzeptionell umzusetzen.
Die erste Performancereihe war der "Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben" (Albert Schweitzer) gewidmet. Ich arbeitete u.a. mit O-Ton Sprach -und Orgelsamples von Albert Schweitzer.
Ausgangspunkt dieser Performances war ein Portrait von Albert Schweitzer auf einer leeren Leinwand und und ein Sample von Schweitzers Satz: "Ich bin Leben. Das Leben will. Inmitten von Leben. Das Leben will." Pro Pinseldruck erklang ein zufällig aus dem Satz ausgewähltes Wort.
Gleichzeitig wurde das Portrait übermalt und nach und nach in einen künstlerischen Entstehungsprozeß einbezogen, zeitweise völlig verdeckt, teilweise wieder hervorgeholt usw. bis es sich in die Gesamtkomposition organisch einband. Wähend der Dauer der Performance (ca. 30 min) konnte ich verscheidene Klangfarben anwählen, die ich vorher in eine bestimmte Reihenfolge gebracht hatte. Dadurch entstand ein für mich vorhersehbarer Dynamikbogen.
Meine Absicht dabei war, den Prozess der Zerstörung von etwas für den Betrachter gewöhnlich Positiven und die gleichzeitige Transformierung in eine andere Qualität zu zeigen. Kein sinnloser Gewaltakt also, sondern ein Prozess der konstruktiven Formung.

In weiteren Performances bezog ich meine Videoarbeiten ein.
Mittels spezieller Videosoftware konnte ich die beim Malen entstehenden Töne je nach Tonhöhe einzelnen Standbildern zuordnen. Diese wurden auf die Leinwand projiziert. Im zeitlichen Verlauf ergaben die Bilder, wie bei einem Daumenkino eine Filmsequenz. Die Filmsequenz stellte mich selbst in Bewegung dar.
Ich bewegte mich also zwangsläufig beim malen, dadurch entstanden Töne, zu denen ich mich wiederum bewegte. Dies parrallel zu den auf mich und die Leinwand gerichteten Projektionen von mir selbst, die darstellten wie ich mich bewege. Ein optisch-akkustisches Feedbacksystem.

Ein ander Ansatz war das "Übermalen" des Publikums. Thema dieser Performance war Blut. Ein Kameraman filmte das Publikum. Das Bild wurde auf die Mal-Leinwand zu einer von einem Musiker live erzeugten Samplecollage aus Computerspielfragmenten projiziert. Immer wenn das Sample "game over" ausgelöst wurde, erzeugte der Kameramann ein Standbild eines beliebigen Zuschauers. Dieser wurde dann mit Kunstblut bis zur Unkenntlichkeit gleichzeitig "übermalt" und "übertönt".

  zurück